Menü
Polling Rate - Was ist das Titelbild

Polling Rate - Was ist das?

Aktuelle Gaming-Mäuse locken Gamer mit zahlreichen Features. Immerhin müssen DPI-Werte, Ergonomie, konfigurierbare Tasten und allerlei Nebenkriegsschauplätze dem Endkunden schmackhaft gemacht werden. Unter den teils sonderbaren Beschreibungen verbirgt sich auch die Pollingrate. Diese besitzt speziell im Gaming-Bereich eine wichtig Rolle: Reibungslose Kontrolle. Doch was bedeutet dieser Fachbegriff tatsächlich für die Kommunikation zwischen Maus und PC?

Vorgeschichte: Der Wechsel von PS2 auf USB hatte seine Macken

USB gilt heute als der unangefochtene Standard, wenn es um den Anschluss von Peripherie geht. Außerdem fungiert der Port zusätzlich als Stromversorger. Doch zu Anfangszeiten seiner Einführung mit der USB-1.0-Generation entstanden vor allem bei der Bedienung der Computermaus merkliche Latenzen.

Anders als der abgelöste PS2-Steckplatz, der technisch mittels Interupts auf einer verzögerungsfreien Übertragung basierte, nutzte USB ab sofort die passiv veranlagte Pollingrate. Ohne stark ins Details zu gehen: Interrupts arbeiten akkurater als die zyklischen Abfragen des Polling-Verfahrens. Ebenso beanspruchen sie keinerlei nennenswerte CPU-Ressourcen, bleiben aber zugleich von speziell dafür ausgelegter Hardware abhängig.

Die Polling-Prozedur funktioniert nach dem Prinzip der regelmäßigen Kontrolle eines Zustandes – wie etwa die Position des Mauszeigers auf dem Bildschirm. Diese Überwachung findet permanent und unabhängig davon statt, ob Du eine Aktion mit der Maus ausführst oder nicht.

Als reales Vergleichsbeispiel dient ein Wecker, der zu einer fest programmierten Uhrzeit den Alarm auslöst. Bis zu dem betreffenden Zeitpunkt könntest Du jederzeit einer anderen Tätigkeit nachgehen, bis Du letzten Endes von dem Wecker jäh unterbrochen wirst. Beim Polling müsstest Du also in zeitlich gleichen Abständen den Wecker auf seine Uhrzeit prüfen, anstatt einfach das Signal abzuwarten.

Nur warum kommt die Polling-Rate heute trotz dieses Nachteils zum Einsatz? USB-Technik dient als universelle Schnittstelle und das zyklische Abtastverfahren ist nicht auf abgestimmte Hardware-Komponenten angewiesen. Als Folge erhöhte sich die Kompatibilität mit allen denkbaren Endgeräten. Außerdem schien den Entwicklern zumindest in der Anfangsphase der USB-Geburtsstunde die Performance offenbar gut genug für den alltäglichen Betrieb.

Kritik an der damit einhergehenden Eingabeverzögerung gab es aus Gaming-Kreisen schon zu Beginn. Spätestens mit dem Aufkeimen von eSports und spezieller Gaming-Peripherie galt diese Einstellung als antiquiert. Aktuelle Geräte im Handel reichen bis 2000 Hz und der Trend zur Steigerung scheint nicht abzureißen. Dementsprechend gibt es häufig kontroverse Diskussionen über den Sinn dieser Verbesserungen.

Wie arbeitet die Polling Rate?

Als passives Verfahren findet zunächst keine direkte Kommunikation mit dem PC statt. Vielmehr werden die von dem Bildsensor der Maus übertragenen Informationen in einem Puffer abgelegt. Aus diesem liest dann der PC in zyklischen Abschnitten die Informationen aus. Bei einer Polling Rate von 125 Hz geschieht dies 125-mal in der Sekunde.

Von der mechanischen Bewegung bis hin zur Kenntnisnahmen durch den Computer verstreichen also bereits 8 ms. Die finale Visualisierung ist dabei noch nicht einberechnet. Erst die Verzögerung durch die Pollingrate, dem Renderprozess und der Reaktionszeit des Displays ergeben den gemeinsamen Input-Lag. Außerdem beeinflusst die Hz-Frequenz des Monitors die Wiedergabe und Reaktionsgeschwindigkeit des Cursors zusätzlich.

Mehr Hertz verkürzt die Wartezeiten

Eine höhere Taktung des Ausleseintervalls verringert automatisch die Latenz. Aktuelle Gaming-Mäuse besitzen häufig 500 Hz. In der Praxis schließt sich damit die Zeitlücke nahezu vollständig. Pausen von nur noch 1 Millisekunde bei 1000 Hz ist selbst für beinharte Zocker-Profis nicht mehr wahrnehmbar.

Eine Bildrate mit 60 Hz besitzt eine natürliche Verzögerung von 16,66 ms. Aufgrund dieses Zeitfensters fallen die 8 ms einer Maus mit 125 Hz Taktung nicht merklich ins Gewicht. Im Extremfall entsteht eine 24,66 ms lange Verzögerung – ohne die anderen Faktoren zu berücksichtigen.

Bei einem 144-Hz-Gerät entspräche der Zeitaufwand für den Bildwechsel lediglich 6,9 ms. In diesem Fall verdoppelt die Maus Polling Rate den vorhandenen Grundwert. Prinzipiell gilt die Anschaffung einer möglichst latenzfreien Maus immer als angebracht, falls Du eine hohe extreme Präzision und Reaktionsgeschwindigkeit benötigst.

Die ungünstige Kombination aus niedriger Abtastrate der Mausaktivitäten und hohen FPS sorgt recht zügig für eine hinkende Navigation. Während bei 60 Bildern pro Sekunde eine 125-Hz-Maus theoretisch zwei Aktionen pro Frame vermitteln kann, würde sie hingegen bei 240 FPS jedes zweites Bild inaktiv bleiben. Der gefühlte Input-Lag verstärkt sich also erneut.

Manche Spiele entkoppeln die Darstellung von grafischen Spielinhalten von dem aktuellen Navigationsstatus, um sie mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten anzusprechen. So profitieren sogar Spieler mit einfachen Bildschirmen und vergleichsweise trägen 60 Hz überdurchschnittlich von einer hoch getakteten Gaming-Maus.

Übrigens: Linux-Anwender können mit dem Paket ein Analyse-Tool für die Hz-Rate herunterladen. Ein schneller Test im Chrome-Webbrowser (aktuell nur Chrome) mit dem Mouse-Rate-Checker verrät Dir Deine aktuelle Übertragungsgeschwindigkeit.

Welche Taktung gilt nun als optimal?

Klare Stellungnahmen stoßen schnell wieder an individuelle Befindlichkeiten und Ansprüche, aber:
Liebhaber von Solo-Titeln werden sich eher mit einer durchschnittlichen Eingabeverzögerung arrangieren als anspruchsvollere Zocker von kompetitiven Spielen. Die meisten Gaming-Mäuse liefern bereits einen soliden Standard von 500 Hz und lassen sich darüber hinaus per Tastendruck in Echtzeit den Anforderungen anpassen.

Tatsächlich bescheren extrem hohe Taktungen der CPU abhängig von deren Grundleistung eine messbare, zusätzliche Auslastung. Ob dieser Unterschied die Spielperformance wirklich beeinflusst, musst Du je nach Spiel unterschiedlich beurteilen. Spielt die Rechenleistung des Hauptprozessors eine untergeordnete Rolle, kannst Du die Maus Polling Rate Deinem Ermessen nach frei einstellen.

In vielen Fällen zeigen sich langfristig aber 2 ms über 500 Hz als effektiver Kompromiss für Gamer. Neuentwicklungen versprechen hingegen sogar eine Taktung ab 2000 Hz. Für die direkte Kontrolle am PC über die klassische Maus ist dieser Sprung eher fragwürdig anzusehen und besitzt angesichts der anderen Input-Lag-Faktoren schlicht keinen nennenswerten Einfluss mehr auf das Spielerlebnis. Angeboten werden diese Produkte dennoch – die Marketingabteilung lässt grüßen. 😉